Klimaschutz und Energiewende

Wir leben in einer Zeit, in der ein gutes und selbstbestimmtes Leben für alle Menschen ganz neue Strategien erfordert. Der Klimawandel, die Notwendigkeit neuer Energieversorgung, der demografische Wandel und die sich grundlegend ändernde Lage von Wirtschaft und Arbeitsmarkt schließen ein „Weiter so“ aus. Schon lange haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Beispiel ein Solardachkataster für Leipzig gefordert – nun muss es endlich mit Leben erfüllt werden. Bei der Sanierung von Häusern durch die lokale Bauwirtschaft müssen Solardächer viel mehr als bisher zum Einsatz kommen.

Energetische Gebäudesanierung vorantreiben

Die energetische Gebäudesanierung voranzutreiben bzw. die Gebäudeenergieeffizienz zu steigern, ist neben der nachhaltigen Transformation des Strom-, Wärme- und Verkehrssektors hin zu langfristig 100 % erneuerbaren Energien, das Ziel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Leipzig. Es bedarf nicht allein der Kompensation unserer fossilen durch erneuerbare Rohstoffe, sondern vor allem das Bestreben nach weniger Energie- und Ressourceneinsatz. Nur durch eine energetische Sanierung der gesamten Gebäudehülle lässt sich der Energieverbrauch von Gebäuden merklich reduzieren. Das verringert nachweislich die laufenden Betriebskosten, vor allem für den Einkauf fossiler und/oder erneuerbarer Rohstoffe für Wärme und Strom. Durch die darüber hinaus gehende Reduzierung (durch KWK) bzw. komplette Ablösung fossiler Wärmeerzeugung (erneuerbare Energien) wird die Einsparung von Energie und Rohstoffen nicht nur im Gebäude, sondern durch Einbeziehung der Erzeugerketten auch darüber bis zum Ursprung der Energieerzeugung ("primärenergetisch") erreicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass weniger externe Kosten für die gesamte Gesellschaft entstehen, weil unter anderem weniger Treibhausgase emittiert und weniger gesundheitsschädliche Luftstoffe ausgebracht werden. Energieeffizient sanierte Gebäude erhöhen darüber hinaus den Nutzkomfort für die darin Arbeitenden oder Wohnenden.

Bis 2030 100 % erneuerbare Energien verwenden

Dieses Ziel für die städtischen Betriebe ergibt sich aus der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Dieses Ziel ist heute schon technisch machbar und mittelfristig unumgänglich. Ein schnelles Vorangehen schafft Arbeitsplätze und Planungssicherheit und macht unabhängig von Energieimporten. Dies zu erreichen erfordert ein hohes Engagement. Oberbürgermeister und Stadtrat müssen es als prioritäres Thema aufgreifen und in allen Lebensbereichen umsetzen.

Dafür ist die Fortschreibung und Umsetzung eines umfassenden und anspruchsvollen Energie-, Klima- und Verkehrsprogramms nötig, das den statistischen Energieverbrauch, die Klimagasemissionen pro Einwohner sowie den Anteil des Gewerbesektors identifiziert und darauf basierend eine umfassende Strategie und einen konkreten Zeitplan entwickelt.

Das 100%-Ziel kann nur erreicht werden, wenn die folgenden vier Komponenten enthalten sind und Stadt-Umland-Energiekooperationen geschaffen werden:

  • Pro Jahr muss so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, wie verbraucht wird.
  • Für die energetische Unabhängigkeit werden Saisonspeicher benötigt.
  • Die Vollversorgung mit Wärme auf Basis regenerativer Energien kann nur durch eine massive Senkung des Wärmebedarfs erreicht werden. Das heißt, ein umfangreiches Sanierungsprogramm für Bestandsgebäude ist aufzulegen.
  • Eine Versorgung des Verkehrssektors mit erneuerbaren Energien wird nötig.


Die Stadt als Vorbild: energieeffizientes und sparsames öffentliches Handeln

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN halten eine Vorbildfunktion der öffentlichen Hand für zwingend notwendig. Die konsequente energetische Optimierung aller kommunalen oder öffentlich geförderten Bauaufgaben sowie Modernisierungsoffensiven bei bestehenden städtischen Gebäuden und der LWB spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Stadt benötigt ein Konzept, um die energetische Sanierung auch der privaten Altbauten voranzubringen. Anstelle neuer Baugebiete am Stadtrand sind alte Gebäude und Brachflächen zu nutzen. Dabei soll die Sanierung ganzer Quartiere im Fokus stehen. Umfassende Beratungen, Modellprojekte, Kampagnen und ein intensiver Erfahrungsaustausch mit anderen Städten sind dafür erforderlich.

Die Stadt Leipzig sollte vorbildhaft eine Initiative zum umfassenden Stromsparen anregen bzw. insbesondere in den öffentlichen Gebäuden Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs ergreifen. Die Nutzung der dafür geeigneten Dächer städtischen Immobilien müssen endlich für Solaranlagen tatsächlich bereitgestellt werden. Verwaltungsinterne Hemmnisse können nicht mehr akzeptiert werden. Der Stadt entgehen schließlich auch Einnahmen, die andere Städte längst realisieren.

Einwohnerinnen und Einwohner produzieren Energie

Bürgerkraftwerke und dezentrale Energieerzeugung müssen gefördert werden. Dazu soll eine Einwohnerfinanzierung in Zusammenarbeit mit der Sparkasse entwickelt werden. So entstehen regionale Wertschöpfungsketten, die von hohem volkswirtschaftlichem Wert sind. Kapital bleibt in der Region, Renditen entstehen vor Ort. Dafür ist eine stärkere administrative Vernetzung seitens der Stadt nötig, die sämtliche Hemmnisse und Hürden beseitigen und diesen Prozess aktiv unterstützen muss. In Zusammenarbeit mit den Leipziger Hochschulen, Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen sollen zudem innovative Methoden und Techniken zur Gestaltung der Energiewende genutzt werden.

Nicht auf Kosten anderer Menschen leben

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine klimagerechte Stadt mit zukunftsfähiger Energieversorgung. Dies ist für das Leben und Wirtschaften zentral und muss auf kommunaler Ebene durch ein Programm für den generell sorgsamen Umgang mit Ressourcen untersetzt werden. Parallel zur Umstellung auf 100 % regenerative Energie muss der Energieverbrauch durch Energieeffizienz und Energiesparen konsequent verringert und damit verbundene mögliche Zielkonflikte müssen vermieden werden.

Eine Energiewende ist nur dann nachhaltig, wenn neben einer 100%igen erneuerbaren Energien-Versorgung und einer hohen Energieeffizienz auch Suffizienz umgesetzt wird, sprich ein maßvolles Handeln sowohl im Privathaushalt als auch in der Wirtschaft. Dies bedeutet weniger Energieverbrauch und weniger fossile Ressourcenausbeutung.

20 Mio. Tonnen Lebensmittel werden bundesweit jährlich weggeworfen: Brot,
Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Wurst. Dies stellt eine immense Verschwendung von Ressourcen wie Wasser, Boden und Energie dar und verursacht somit zusätzliche Emissionen von CO2. Zugleich ist das eine moralische, ökologische, wirtschaftliche und politische Bankrotterklärung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern, dass weniger Lebensmitteln vernichtet werden, indem Bäckereien, Supermärkte und Discounter in Leipzig angehalten werden, Lebensmittel an Bedürftige weiterzugeben, statt sie wegzuwerfen.

Schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen

Im Bereich der Ressourcenpolitik setzen wir uns für eine konsequente Kreislaufwirtschaft ein, die knappe Ressourcen schützt und Abfälle vermeidet. Die Abfallgebühren sollten per Satzung so gestaltet werden, dass sie einen Anreiz geben, Müll zu vermeiden und zu trennen.

Leipzigs Fließgewässer sollen bis 2015 gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie in einen „guten chemischen und ökologischen Zustand“ gebracht werden. Dazu muss die Stadt gewährleisten, dass auch bei Starkregen kein Abwasser ungeklärt in die Vorfluter gelangt. Die Infrastruktur von Kanalisation und Kläranlagen muss entsprechend angepasst werden, zum Beispiel durch getrennte Kanalisationen für häusliche Ab- und Regenwässer. Weiterhin setzen wir uns stärker für eine dezentrale Abwasserbehandlung in Kleinkläranlagen von Siedlungsgebieten ein.

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