BÖSE ÜBERRASCHUNGEN VERMEIDEN: 60 BÜRGER*INNEN DISKUTIEREN ÜBER LEIPZIGS WÄRMEVERSORUNG

23.03.19 –

“Wie weiter mit der Wärmeversorgung in Leipzig?” hatten die Leipziger Grünen gefragt und 60 interessierte und debattierfreudige Leipziger Bürger*innen waren der Einladung gefolgt. In sechs Tischrunden mit Moderator*innen aus Wissenschaft und Umweltverbänden wurden am Dienstagabend Fragen, Ideen und Wünsche für eine nachhaltige Wärmeversorgung in Leipzig diskutiert und von Grünen Stadträtin Dr. Gesine Märtens moderiert.

Ein wichtiges Anliegen der Teilnehmer*innen war der Wunsch nach mehr Aufklärung und Informationsangeboten über die Möglichkeiten und Chanceneiner nachhaltigen Wärmewende in Leipzig. Ebenso forderten die Teilnehmer*innen, dass das Ziel einer 100 % Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bei Investitionsentscheidungen stets im Fokus stehen sollte, z. B. um die Voraussetzungen für die notwendige Weiterentwicklung des Fernwärmenetzes in ein Niedrigtemperatur- oder Kaltnetz zu schaffen.

Dies mahnte auch Dr. Pao-Yu Oei an, Leiter der Forschungsgruppe „Coal Exit“ an der TU Berlin, der einen von drei Referenteninputs hielt. Die Überlegungen der Stadtwerke Leipzig aus der Fernwärmeversorgung des Braunkohle-Kraftwerks Lippendorf auszusteigen, sei ein richtiger, erster Schritt. Es zähle jedes Gramm CO2, das vermieden werde - so Dr. Pao-Yu Oei - und auch im Wärmesektor müsse der Treibhausgasausstoß massiv verringert werden, um das 2°C Ziel noch zu erreichen. Dabei unterstrich er, dass der Anteil der Anteil der Erneuerbaren Energien konsequenter zu erhöhen sei. Die technische Machbarkeit sei gegeben.

Der energie- und klimapolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Dr. Gerd Lippold, unterstrich die Wirkung des Leipziger Vorstoßes zum Klimaschutz auf nationaler und Landesebene. Im Büro des Ministerpräsidenten hätte bei der Nachricht aus Leipzig die LEAG ein Standleitung aufgebaut, um diese Abkehr von der Braunkohle anzuprangern. Mit dem Leipziger Lippendorf-Ausstieg verliere das Kraftwerk seine Systemrelevanz für die Wärmeversorgung sowie einen Teil seiner Einnahmen. Nebenbei schwäche es die Verhandlungsposition der Betreibergesellschaft LEAG bei den Gesprächen zum Kohleausstieg und mache einen früheren Ausstieg wahrscheinlich. Dieses Beispiel der größten sächsischen Kommune, die beim Klimaschutz selbst Rahmenbedingungen setzt, könne und solle Schule machen. Als Vertreter der Stadtwerke skizzierte Herr Körner das Zukunftskonzept für die Leipziger Fernwärmeversorgung und stellte sich den zahlreichen Fragen der Gäste. Die Leipziger Stadtwerke kalkulierten verschiedene Szenarien und halten einen Ausstieg bis zum Jahr 2023 sei realisierbar, bekräftigte er. Für die Stadtwerke und die Teilnehmer*innen zählt dabei unter anderem der Aspekt der Versorgungssicherheit. Die heutige Planung einer unabhängigen Fernwärmeversorgung verhindere böse Überraschungen durch einen ungewissen Kohleausstieg.

Insgesamt umfassten die Diskussionen weitere wichtige Themen, darunter die Gewährleistung stabiler Fernwärmepreise, die Beteiligung der Leipziger Bürger*innen, das Ziel eines dezentralen Ausbaus Erneuerbarer Energien sowie die Sektorkopplung von Strom, Verkehr und Wärme.

Die Frage, wie genau es mit der Leipziger Wärmeversorgung weitegehen wird, konnte natürlich nicht abschließend an diesem Abend beantwortet werden. Mit nach Hause nahmen die Teilnehmer*innen und Leipziger Grünen sechs große Flipcharts voller Ideen und Wünsche an eine nachhaltige Wärmeversorgung sowie die Motivation weiter diese Generationenaufgabe der Energiewende voranzubringen.

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